Kleine Dokumentation zum aktuellen Genealogenstreit
Unter dem Punkt Bemerkenswertes haben wir auf einen Streit hingewiesen, der eine westfälische Patrizierfamilie ins Spiel bringt, die in unserer Genealogie fälschlich eingebunden worden sei.
Im Rahmen der Nobilitierung des preußischen Generals Johann Ernst von Alemann wurde in der Tat ein eigenes Wappen vergeben, das sich von unserem stark unterscheidet. Das spricht dafür. dass die Beziehung zu der Magdeburger Patrizierfamilie entweder inexistent, vergessen oder aber lieber in die (abgeschlossene) Vergangenheit verdrängt wurde. Dennoch spricht allein der Name Alemann und die Existenz einer westfälischen Linie in den Dokumenten der Lehnsverwaltung für eine Verbindung.
Die Wappenerneuerung allein ist nicht aussagekräftig, da auch Johann Egid von Alemann in seinem Freiherrndiplom eine Wappenerneuerung erhielt. Diese war aber ganz eindeutig eine Variation oder Erweiterung des alten Alemannwappens, wie eine Zeichnung dieses Wappen (von Anna von Alemann) ganz deutlich zeigt (s.u.)
Hans Dorus von Alemann vermutete auf Basis der ihm vorliegenden Dokumente eine Zugehörigkeit zur Famillie, weshalb er der Abschrift des Testaments des Generals die Abschrift eines Briefes von dem Alemann beifügte, über den er den General in die Genealogie einbinden wollte. Auf die letzte Seite dieses beigefügten Briefes klebte jene Notiz, die weiter unten abgebildet und transkribiert ist.
Wer sich mit dem Streit befassen möchte, kann sich mit folgenden Unterlagen einarbeiten:
Für die Verbindung der westfälischen Alemänner mit den Magdeburgern:
a) Sippenheft 3 des Familienverbandes Ziering-Moritz-Alemann, S. 168ff (Stammtafel IV) zur Genealogie Stand 1939
b) Denkschrift zur Familie Alemann werden die umstrittenen Personen nicht mehr genannt und auch nicht der westfälischen Linie zugeordnet (S.7). Es wird aber bestätigt, dass die Anwartschaft auf das Gesamtlehen von dieser Linie nicht in Anspruch genommen wurde, obwohl sie in zwei Lehnsbriefen eingebunden waren (S.35f). Johann Ernst mit Wilhelm August wird auch nicht mehrzugerechnet zur westfälischen Linie, die im Senioratsstreit die Kandidaten der Partei der Guericke-Nachfahren stellte und 1812 ausstarb (S. 41 und die Seiten davor).
c) Geschichte des Geschlechts von Alemann (EvA) zu Johann Ernst Alemann S. 264-275, Stammbaum ab Johann Albrecht auf S. 274; Zum Brief den Hans Dorus seine Notiz (s.u.) anheftete S. 195f und 212.
Die Begründung der Gegenposition findet sich in einer Ausarbeitung von Hans von Müller (Johann Ernst Tiemann in Ravensburg und Minden, in: 53. Jahresbericht das historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg zu Bielefeld, 1939, s.16ff). Daher als vierte Quelle:
d) Der Artikel, der die westfälischen Alemänner mit der Axt von der Magdeburger Geschichte trennen möchte, wird hier zur Lektüre angeboten mit Auszügen zur Genealogie und zur Polemik gegen die auf diesen Seiten präsentierte Genealogie, er ist hier zu lesen.
Die Genealogie ist bei von Müller wie folgt angegeben:
Johann Alemann (um 1619) als Amtsschreiber, Bernhard Alemann als Vogt zu Borgholzhausen, Anton Engelhard, weiter Hilmar Clamor, Johann Philipp, Albert Engelhard, Und als Sohn von Albert Engelhard dann Wilhelm August.
Diese Aufstellung entspricht dem von August Wilhelm im österreichischen Staatsarchiv überkommenen Stammbaum bis auf den ersten Eintrag mit dem Namen Johann Martin, der wohl die Verknüpfung zu Magdeburg herstellt. Wie diese Generationenfolge belegt ist, kann ich nicht beurteilen. Doch meine Vermutung war bisher, dass die Nachfahren des „Verräters“ Johann Alemann ein Bedürfnis nach Vertuschung und Beschönigung verspürten.
Transkription des Dokuments (?…? weisen auf Unklarheiten):
Angeklebte Notiz zu dem Brief aus Greiffenhagen von Johann Heinrich Alemann an den Sohn Johann Heinrich Alemann vom 20.8.1669, EvA S. 195
Inhalt:
Abschrift des Testaments des Generals Joh. Ernst von Alemann, der unter Friedrich dem Großen diente und in Hinterpommern bei ?Labes? angesessen war. Ich kann nicht nachweisen, wie er ?ebz.? auch nicht wie die im Testament von ihm bedachten Alem. zur Familie gehören, allein ich glaube, daß Zugehörigkeit vorliegt. Es gingen versch. Familien ?Mitglider in fremde Königsdiensten unter kamen? – ab von den nicht mehr einträglichen Lehn und damit zugleich außer Zusammenhang mit der noch beim Lehn verbliebenen Familie. Vielleicht stammt Joh. Ernst von Alemann von dem Joh. Heinrich ab, dessen Brief an seinen Sohn (Sekretär beim ?Minister?-Resident Otto von Guericke) ich beilege.
Seehausen, ?d.? 1. Nov. 1889
H[ans Dorus]. v. A[lemann].